Agilität ist heute bei den Unternehmen in aller Munde. Wer nicht mindestens ein Thema bieten kann, mit dem sein Unternehmen agil unterwegs ist, kann sich bei seinen Golffreunden nicht mehr sehen lassen…
Warum ist das so? Kann sich jemand daran erinnern, ob es einen solchen Hype um Prince2 vs. PMI Methodik gegeben hat? Sicher nicht, solche Themen haben höchstens die Spezialisten des Projektmanagements aufgenommen.
Warum aber sind jetzt agile Projektmethoden so en vogue? Die Antwort liegt in der Auflösung eines doppelten Missverständnisses. Das erste Missverständnis ist, dass es bei Agilität (ausschliesslich) um Projektmethoden ginge. Der Ursprung, das „Agile Manifesto“ wurde von Softwareentwicklern verfasst, die vier Werte proklamiert haben, von denen zwei das Verhalten von Menschen betrifft („Individuen und Interaktionen mehr als Prozesse und Werkzeuge“ und „Zusammenarbeit mit dem Kunden mehr als Vertragsverhandlung“). Dies zeigt schon, dass es um Werte und Menschen geht, nicht um Projektdurchführungsmethodiken. Es geht vielmehr um die Art und Weise der Zusammenarbeit, also die (Unternehmens-)Kultur.
Das zweite Missverständnis ist, dass Agilität für sich allein stünde. Agilität (hier sind agile Arbeitsweisen gemeint, die von Menschen mit agilem Mindset genutzt werden) ist vielmehr die unbedingte Voraussetzung, um zukünftig Produkte und Services zur rechten Zeit in der richtigen Tiefe und Qualität sowie an dem richtigen Kundenkreis auf den erwarteten Kanälen anbieten zu können (dies wird heute weithin als „Digitalisierung“ oder „Digitale Transformation“ bezeichnet, was ein weiteres Missverständnis ist). Nur wer über diese Eigenschaft verfügt wird langfristig in der Lage sein, Erträge zu generieren und Profitabilitätspotentiale zu erschliessen. Kaum einer kann dies heute exakt formulieren, aber Viele spüren dies.
Daher drängt es viele Unternehmen, Manager und Weitsichtige in die Agilität. Denn am Ende zählen die Werte und die Art und Weise der Zusammenarbeit. Welche Projektdurchführungsmethode angewendet wird, ist dann schon fast wieder zweitrangig. Daher steht Kulturarbeit (cultural transformation) am Anfang des Wandels. Nur dann kann die noch notwendige „business transformation“ stattfinden und die Transformation hin zu einer agilen, kundenorientierten und Wertschöpfung generierenden Unternehmung erfolgreich sein. Übrigens hilft die Agilität auch bei der Erstellung von Produkten und Services in einem Ökosystem, wie es zukünftig verstärkt der Fall sein wird.